Schiffsreise von Montevideo nach Antwerpen

Dauer: 12. 4. 2016 bis 20. 5. 2016  =  39 Tage

'GRANDE BRASILE'  der GRIMALDI LINE / Gibraltar Flagge 

23 Mann Besatzung plus 12 Passagiere - ein Engländer, 5 Deutsche u. 6 Franzosen.

Nettogewicht 26000 BRT / Bruttogewicht 56700 BRT

Motor:  7 Zylinder Sulzer/  22000PS bei 140 Umdrehungen/Minute

Geschwindigkeit: 18,5 Knoten (31,5 km/Stunde)

Länge 214 m

Breite 32,25 m

Gesamthöhe ab Meeresspiegel 36.25 m (13. Brückendeck) Baujahr 2000 Managed by ACL 

Strecke: 

Montevideo-UR / Zarate-AR / Paranagua-BR / Santos-BR / Rio de Janeiro-BR / Dakar-SEN / Banjul-GAM / Hamburg-DE / Tilbury-EN / Antwerpen-BE

Besatzung:

23 Mann in Summe.

- die Führungscrew (ca. 8 Mann) kommt aus Kroatien und Bulgarien. 

Der Kapitän ist Kroate und mit seinen 69 Jahren ein absoluter Routinier. Er ist sehr umgänglich und möchte es den Passagieren so angenehm wie möglich machen. Ebenso wie sein Führungsteam. Wir hatten richtig Glück mit dieser Mannschaft.

- der Koch und die restliche Mannschaft sind ausschließlich Phillippinos. Ebenfalls sehr nett und extrem hilfsbereit.

Mitreisende:

Alle Kabinen waren besetzt.

Wir waren 6 Franzosen, 1 Engländer und 5 Deutsche.

In Summe haben wir uns sehr gut verstanden (mit Ausnahme einem Paar aus Deutschland).

Hafen von Montevideo Uruguay:

Gemeinsam mit zwei anderen mitreisenden Fahrzeugen fuhren wir zum Hafen. Da lag der riesige Stahlkollos mit seinen 13 Decks am Kai und wartete auf seine Ladung. Nach und nach trafen die  anderen Mitreisenden (Franzosen) ein. Eine nette Truppe, was man bis jetzt sagen kann. Gegen 14:00 Uhr durften wir dann endlich an Bord fahren. Zuerst die Kabinen beziehen und danach sich in den verwinkelten Gängen zurechtfinden bzw. seine eigene Türe wieder zu finden. Alles sieht gleich aus. Not so easy. Später gab es eine erste Einweisung für Notfälle und Besichtigung der Rettungsboote.

Zarate in Argentinien:

Um nach Zarate zu kommen fährt man 1 Tag den riesigen Rio de la Plata hoch, an Buenos Aires vorbei und dann  in das Mündungsdelta des Rio Parana hinein. Ein ganz tolle Fahrt durch dieses Überschwemmungsgebiet.

Zarate ist der Hochseehafen von Buenos Aires.

Paranaguá im Süden Brasiliens:

Dieser große Hafen liegt in der Bucht Paranagua im Süden Brasiliens und ist der Versorgungshafen der Industriemetropole Curitiba. Hier konnten wir nicht von Bord. Die Lade- / Entladezeit war zu kurz und es wurde hauptsächlich nachts gearbeitet.

Inzwischen haben wir uns etwas ans Schiffsleben gewöhnt.

Auf so einem Frachtschiff herrscht Ordnung… Frühstück 7:00, Mittagessen 12:00, Abendessen 18:00Uhr. 

Zum Thema Essen: unser sehr netter, philippinischer Chefkoch Jeremy hat sich „stets bemüht“.  Ja, so kann man es formulieren. Jeder war gespannt was der Koch heute verbrutzelt hat. Ein ganz passables Püree, eine Pfanne mit riesigen Knochen an denen es etwas Fleisch zu sezieren gab. Das wars. Pro Person und Tag hat er nur 5,50 Euro zu Verfügung. Robbin, unser englischer Mitreisender hat einen Teil seiner Wein Vorräte beigesteuert und somit war das Abendessen leichter runterzuspülen.

Auf dem Schiff ist jeder sein eigener Animateur. Es gibt einen kleinen Fitnessraum mit Geräten und Tischtennis. 2 Aufenthaltsräume mit Büchern und Filmen. Auf Deck einen kleinen Pool, der meistens leer war und Liegestühle. 

Santos in Brasilien:

Der nächste Hafen war Santos. Die nächtliche Hafeneinfahrt  war beeindruckend. Die ganze Nacht wurde geladen. 340 Container und 7 große Autobusse. Am nächsten Morgen fuhren wir weiter nach Richtung Rio de Janeiro in Brasilien.

Da die Liegezeit zu kurz war konnten wir hier nicht von Bord.

Rio de Janeiro Brasilien:

Um Mitternacht erreicht die Grande Brasil Rio.

Um die extrem teuren Hafengebühren zu sparen, liegen wir den ganzen Sonntag weit draußen vor Anker. 

Am Montag den 25.April wachen wir im Hafen von Rio auf. 

 

Aufregung… Wolfgang sucht uns in aller früh an Deck. Der Bus, für die Stadttour, wartet schon auf uns. Es ist 7 Uhr, kein Kaffee, nichts im Magen aber macht nix. Eine der spannendsten Städte der Welt wartet auf uns. Vom 1.Offizier erhalten wir die Papiere und weiße Schutzhelme, ohne diesen keiner im Hafen unterwegs sein darf. Nach dem Zoll fahren wir sofort hinauf zur berühmten Christusstatue. Wir haben Glück!!! Wenige Besucher und eine phantastisch klare Sicht. Zu unseren Füßen liegt diese Stadt, eingebettet in eine Landschaft, die schöner nicht sein kann. Immer mehr Menschen stürmen das Wahrzeichen von Rio.

 

Der 2. Stop ist der weltbekannte Strand „Copacabana“.

Naja.. jeder hat sich wohl ein bisschen mehr versprochen von diesem Strandstückchen.

 

Als nächstes besuchten wir die Kathedrale. Modern, riesig, spartanisch sind die Attribute die uns zu diesem Bauwerk einfallen, aber beeindruckend.

 

Hungrig, mit laut knurrenden Mägen sind wir dann Mittags wieder an Bord. Wie schön… sie haben das Essen für uns aufgehoben.

 

Um 15:30 legen wir wieder ab. Alle sind an Deck und genießen die kaum zu überbietende  Szenerie. Kitsch as Kitsch can. Abschied vom amerikanischen Kontinent und auf nach Afrika!

Äquator Überquerung:

Heute kommen wir an den Äquator und eine Riesensauerei ist von der Besatzung geplant.

Es ist bei Seeleuten Tradition, das neue Besatzungsmitglieder eine Taufzeremonie über sich ergehen lassen müssen und danach eine große Party gefeiert wird.

 

Ein armes Ferkel brät schon am Morgen im Grill auf die Party hin.

Bei der Überquerung des Äquators erklang die ohrenbetäubend laute Schiffshupe. Danach begann das Spektakel.

Der Wassermann erschien mit seinem Gefolge an Deck und befahl den Täuflingen durch Reifen zu krabbeln und gleichzeitig wurden sie mit Wasser bespritzt, sie mussten Essigwasser - als Whisky deklariert - trinken und manche bekamen abenteuerliche Haareschnitte.

 

Danach wurde die eigentliche Taufe  vom Herrn der Meere durchgeführt . Die Kandidaten wurden jeder einzeln im Pool untergetaucht und bekamen neue Namen (zugerufen durch die Besatzung):

Delfin, Hai, Flunder oder Steckerlfisch für Pfalzkurt (Idee der Gastbesatzung).  Danach Umtrunk mit dem Kapitän.

Schande über uns - wir haben uns erfolgreich gedrückt. Ungerechter Weise haben wir trotzdem eine Urkunde bekommen.

 

Am Abend, bei Kaiserwetter, ein Fest mit der ganzen Besatzung. Wein vom Chef, Reis, Gemüse und zerhacktes Schwein, Steaks und leckerer Kuchen mit Vanillepudding. Was für ein Tag :-)))

Dakar in Senegal Afrika:

In der Nacht haben wir Afrika erreicht und liefen im Hafen von Dakar ein.

Dieser Hafen liegt fast in der Stadt. Hochhäuser, Kräne und Stadtlärm.

 

Unser Schiff hatte sich in einen Hochsicherheitstrakt verwandelt.

Alle Türen wurden mit Ketten gesichert und an der riesigen Laderampe verhinderte Stacheldraht das Hinaufklettern.

Die Angst vor blinden Passagieren ist groß. Sollte es dennoch jemanden gelingen, wäre die Rückführung des Eindringlings extrem teuer für die Reederei (ca.50.000 Euro).

 

5 Reisepassagiere gehen an Land und wir müssen uns wieder an die Hektik einer Stadt gewöhnen. Groß gewachsene, schwarze Menschen in farbenprächtigen Stoffen gekleidet, gehen ihrer täglichen Beschäftigung nach. Hübsche, schlanke Frauen begegnen uns, mit gefüllten Taschen von den bunten Marktständen kommend. Straßenhändler und Schlepper sprechen uns auf französisch an. Chaotisch, laut und mega spannend. Dakar überrascht! Wir erwarteten eine eher marode, schmutzige Stadt, die bestimmt in manchen Außenbezirken auch so ist. Wir fanden eine Architektur unterschiedlicher Baustiele, von Kolonial bis Bauhaus, Betonkästen und gläserne Hochhausfassaden.

 

Bei unserem Rungang entdeckten wir christliche Kirchen, Moscheen und sogar eine Synagoge nebeneinander - erfreulich tolerant. Entlang den Straßen haben Händler ihre Stände aufgebaut. Autoteile, Hosengummis, Erdnüsse und Elektroschrott werden verkauft. Dazwischen immer wieder Bettler mit starken Behinderungen.  Nicht wenige PS-lastige BMW`s und Daimler`s  für die Oberschicht und abgelaufene Schuhsohlen - wenn überhaupt - für die übrige Bevölkerung.

 

Auf dem Rückweg zum Schiff wurde Wolfgang angesprochen und 2 Männer versuchten ihn zu beklauen. Er bemerkte es und hat die fremde Hand aus seiner Hosentaschen verjagt.

Uff..was für ein spannender Tag.

Banjul in Gambia Afrika:

Das von einem Diktator regierte Mini-Land Gambia mit seiner Hauptstadt Banjul, liegt entlang des gleichnamigen Flusses.

In Gambia ist die Regierung auf Frankreich nicht gut zu sprechen. Aufgrund dessen mussten unsere französischen Mitreisenden 25 Euro pro Person in den Staatssäckel zahlen, ob sie nun von Bord gingen oder auch nicht. Den ersten Tag blieb Frankreich aus Protest auf dem Schiff. Am nächsten Tag siegte die Neugierde und alle Passagiere gingen an Land.

 

Wir schlenderten durch die staubigen Straßen, begegneten schlanken, groß gewachsenen, sich anmutig bewegende Menschen. Die Frauen trugen figurbetonte Kleider in leuchtenden Farben mit einem stolzen und würdevollen Gesichtsausdruck. 

Unser erstes Ziel waren die Fischer am Strand. Hier wurden in großen Behältern der Fang geräuchert. Einige Meter weiter landeten große Holzboote mit Fahrgästen. Starke junge Männer stapften durch das Wasser zu den Fähren hin und trugen die Passagiere mit samt dem Gepäck auf den Schultern an Land.

 

Weiter zu den Bootsbauern, wo gerade ein Holzboot neu versiegelt wurde. Das ist Wolfgangs Metier. Der freundliche Handwerker zeigt uns aus was die Dichtmasse besteht. Verdünnung, grünes Pflanzenpulver, Sand und Styropor, das sich in diesem Gemisch völlig auflöste. Das Werkzeug war die bloße Hand.

 

Im Schatten eines riesigen alten Baumes gehen die Seilmacher ihrem Handwerk nach. Mit Hilfe eines Rades werden die Schnüre zusammen gedreht. Die Männer grüßen freundlich, keiner war aufdringlich und viele hatten ein Lächeln auf den Lippen. Nicht weit entfernt beginnt der bunte Markt. Duftendes Obst und exotisches Gemüse werden lautstark angepriesen. Zwischen den Ständen, auf alten Tretnähmaschinen produzieren Schneider typische farbenprächtige Kleidungsstücke. Ein lustiger, junger Rasta-Mann, namens Eddy, wird unser selbsterkorener Guide. Durch sein sachkundiges Wissen erfahren wir viel Neues. Z.B. zeigte er uns eine getrocknete Baumfrucht, die zum einen gegen Bauchschmerzen hilft und zum anderen ein Schlafmittel bzw. Beruhigungsmittel ist. Dies wurde früher den Sklaven verabreicht damit sie ruhig blieben und nicht rebellierten.

Zwei sehr interessante und informative Stunden begleitete uns der junge Mann. 

Tausende neue Eindrücke machten eine Siesta dringend nötig.

 

Gegen 17:00 Uhr startete die Grande Brasil gegen Europa. Afrika ade…

Hamburg in Deutschland:

Schiffsleben:

Wie kann man es 6 Wochen auf so einem Frachtschiff aushalten?

Warum tut man sich das an?

Und würdet ihr das nochmals machen?

Wie verbringt man seine Zeit?

Wie war das Zusammenleben mit der Crew und den Mitreisenden?

Diese Fragen werden uns immer wieder gestellt.

 

Ja 6 Wochen werden irgendwann sehr lang. Wir rechneten nur mit 4. Auf der anderen Seite kann man sich schon gut auf so eine Zeit einstellen. Wir sagten immer wieder: die einen gehen für eine Zeit ins Kloster um runter zu fahren und wir gingen aufs Schiff.

Wir hatten einiges zu tun: Unsere Reiseberichte fertig machen, Reisebilder sortieren, Vorträge machen.

Wir hatten ganz viele Bücher (ebook) und Filme dabei.

Und zu unserer Überraschung gab es einen relativ gut ausgestatteten Fitness Raum - sogar mit Tischtennis Platte.

Und wir hatten keinerlei Probleme mit Seekrankheit!!

 

Wir waren beide neugierig auf so ein Leben auf einem Frachtschiff. Wie funktioniert alles, wie ist der Tagesablauf, wie ist der Arbeitsablauf der Besatzung, wie sieht die Technik so einem Riesenschiff aus.
Und ganz spannend - wie funktionieren die Häfen. Und hier erlebten wir extreme Gegensätze: Hightech Häfen wie Santos, Hamburg, Antwerpen wo in "Null Komma nix" so ein Schiff beladen und entladen wird und auf der anderen Seite Banjul in Afrika wo die Schiffsmannschaft mit eigenem Kran und eigenen Schleppfahrzeugen alles in Eigenregie entlädt. Und alles dauert zehnmal länger. Wo bei jedem Container der aus dem Bauch des Schiffes raus kommt draussen erst mal diskutiert wird wo man den jetzt hinbringen soll.

 

Wir würden es nicht ein zweites Mal machen. Nicht weil wir es bereuen gemacht zu haben - im Gegenteil. Aber einmal reicht.

 

Wie oben schon erwähnt hatten wir genug Arbeit mit aufs Schiff gebracht. Haben jeden Tag Tischtennis gespielt und gesportelt. Haben viel gegessen und die Häfen gerne besucht. Und haben uns ganz und gar entspannt.

 

Wir haben eine Aussenkabine mit Fenster gebucht und waren sehr froh darüber. Hatten immer Tageslicht. Und konnten uns zum arbeiten in unsere Kabine zurück ziehen. Das würden wir auf jeden Fall empfehlen.

 

Wie schon Eingangs erwähnt hatten wir eine ganz tolle Besatzung. Nur der Koch war kein Sterne-Inhaber.

Der Kapitän war super gut.

Wir waren 6 Franzosen, 5 Deutsche und 1 Engländer.

Wir kamen mit allen super gut zurecht. Nur leider mit einem deutschen Paar nach 1 Woche nicht mehr.

Das war sehr schade. Aber nachdem es mit allen anderen gut funktioniert hat konnten wir dies verkraften.